Religion und Diakonie

Als christliche Schule ist uns wichtig, dass man über Nächstenliebe nicht nur redet, sondern sie auch lebt. Wir glauben, dass Begegnungen und Erfahrungen im sozialen Bereich unsere Kinder mitfühlender, solidarischer und reifer machen. Daher arbeiten wir eng mit den diakonischen Einrichtungen zusammen, die sich in unmittelbarer Nähe unserer Schule befinden und ermöglichen die ganze Schulzeit hindurch Begegnungen mit behinderten Kindern und Jugendlichen oder mit älteren Menschen.

Alle Gottesdienste und Andachten finden in der benachbarten Matthäuskirche statt.

Um unsere Schülerinnen und Schüler an eine Glaubenspraxis in Gemeinschaft heranzuführen und ihre religiöse Entwicklung zugleich emotional-spirituell und kritisch reflektierend zu begleiten, feiern wir am Bach-Gymnasium regelmäßig Andachten und Gottesdienste. Obwohl diese zum Großteil in den vorgegebenen Tagesablauf eingebunden sind, verstehen wir sie selbstverständlich als religiöses Angebot. Tägliche Morgenandachten in ökumenischem Geist und altersgemäßer Form bestimmen den Schulrhythmus: Jede Klassenstufe beginnt den Schultag ein- bis zweimal in der Woche mit einer 15-minütigen Besinnung, in der häufig aktuelle, die Schüler*innen bewegende Themen aufgegriffen werden. Die 5. bis 11. Klassen besuchen zusammen mit ihren Lehrer*innen geschlossen ihre Morgenandachten. Alle größeren Zäsuren im Schuljahr werden von Gottesdiensten, oft von Schüler*innen musikalisch oder inhaltlich mitgestaltet, begleitet und in ihrer Bedeutung hervorgehoben: Schuljahresanfang, Einschulung der Sextaner, Weihnachten, Abitur, Schuljahresende. Frühandachten im kleineren Kreis, die in einem gemeinsamen Frühstück ausklingen, sind ein weiteres spirituelles Angebot in der Advents- und Passionszeit, das von Schüler*innen aller Altersstufen, aber auch von Lehrer*innen und Eltern gerne wahrgenommen wird. Eine letzte Besonderheit ist die spezifische Gestaltung des Buß- und Bettags, den wir unter ein aktuelles ethisches oder sozialethisches Thema stellen und an dem unsere Schüler*innen Gelegenheit haben, besonderen Menschen oder Thematiken in direkter Form bzw. in konkretem Gegenüber zu begegnen.

Als Schule in evangelischer Trägerschaft liegen uns die Vermittlung der Grundlagen des christlichen Glaubens sowie christlicher Werte sehr am Herzen. Deshalb ist der christliche Religionsunterricht für alle Schüler*innen bis zum Abitur obligatorisch, und das in der ganzen Offenheit einer kirchlichen Schule. Das heißt: Selbstverständlich begrüßen wir Schüler*innen anderer Religionen und Konfessionen, was nicht nur den Horizont erweitert, sondern auch unseren Religionsunterricht enorm bereichert. Alle Schüler*innen sind herzlich willkommen, denn unsere Aufforderung, sich an unserer Schule mit den Grundlagen des christlichen Glaubens auseinandersetzen, heißt nicht, dass alle dasselbe glauben müssen.

Angesichts des oft beklagten gesellschaftlichen Werteverfalls ist unsere Vision für die Zukunft nicht eine Gesellschaft ohne Religionen, sondern eine Gesellschaft, in der Religionen Werte verbreiten und stärken. Das können sie aber in einer zukünftigen pluralistischen Gesellschaft nur in gegenseitigem Respekt, in Gemeinschaft und in gemeinsamem Dialog. Dies zu erreichen ist ein Ziel unseres Religionsunterrichts am Bach-Gymnasium.

Alle Schüler*innen nehmen entweder am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teil.

Die zweite Religionsstunde der Klassenstufe 8 G8 bzw. 9 G9, die in der Stundentafel an den staatlichen Gymnasien weggefallen ist, wird an den kirchlichen Schulen gehalten und erfährt bei uns eine besondere Gestaltung in Form des Unterrichtsfachs Diakonie. Mittlerweile hat sich der Montagnachmittag als „Diakonietag“ bei den Schüler*innen der Klasse 8 etabliert.

In einem Zeitraum von vier Wochen werden die Jugendlichen drei Stunden am Nachmittag in den Themenbereich Diakonie eingeführt und mit der Lebenswelt von Menschen vertraut gemacht, mit denen sie sonst selten zu tun haben. Durch den engen Kontakt unserer Schule zum Verein für Gemeindediakonie und Rehabilitation e.V, dessen Einrichtungen sich dicht bei der Schule befinden, ist es möglich, die Bewohner*innen des Alten- und Pflegeheims Wichernhaus zu besuchen und mit Gedichten, Liedern und Gebasteltem zu erfreuen. Im Blarer-Haus lernen die Schüler*innen beim gemeinsamen Essen und Spielen die dort lebenden, oft mehrfach behinderten Kinder und Jugendlichen kennen und sie machen in den Werkstätten für behinderte Menschen erste eigene Erfahrungen mit der Arbeitswelt der hier Tätigen.

Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Begegnungen mit Menschen, die alle unterschiedlich sind und unterschiedliche Dinge benötigen, die aber eines vereint, nämlich ihre in der Bibel zugesprochene Gottebenbildlichkeit und die daraus resultierende unverletzbare Würde jedes Einzelnen, die es immer wieder zu verteidigen gilt.

Nicht immer gelingt es, alle Schüler*innen gleichermaßen für das Projekt zu interessieren, aber die sehr große Mehrheit der teilnehmenden Jugendlichen zeigt sich bereit und aufgeschlossen, bringt sich ein und schätzt die Erfahrungen, die dabei gemacht werden können. „Heute denke ich anders als noch vor einem Monat!“ -so das Urteil eines Teilnehmers. „Leben hat eine riesige Vielfalt!“ – so das Fazit einer anderen Jugendlichen.

In der 6. Klasse lernen unsere Schüler*innen das Wichernhaus kennen, ein direkt über der Straße gelegenes Seniorenheim. Alle drei Monate werden dort Geburtstagsfeiern für die Bewohner*innen abgehalten, die unsere Kinder mit selbstgestalteten Geburtstagskarten aus dem Kunstunterricht, mit Liedern aus dem Musikunterricht, mit Tänzen aus Rhythmik und mit Gedichten aus dem Deutschunterricht bereichern.