Sozialpraktikum

Klasse 10

Unter dem Titel „Schule macht Diakonie – Diakonie macht Schule“ hat das Bach-Gymnasium zusammen mit dem Diakonischen Werk in Mannheim vor Jahren das Sozialpraktikum ins Leben gerufen. Hierbei nehmen alle Schüler*innen der 10. Klassen im Frühjahr zwei Wochen lang am normalen Arbeitsalltag einer sozialen Einrichtung teil und reflektieren ihre Erfahrungen anschließend in einem Bericht.

Aus den Praktikumsberichten wird deutlich, dass für unsere Schüler*innen während dieser Zeit viele Dinge anders und fremd sind. Sie machen Erfahrungen mit Hilfsbedürftigkeit, mit Armut und Elend in einem reichen Land, mit der Eintönigkeit des Lebens vieler pflegebedürftiger Menschen, mit Grenzen des Lebens und mit dem Tod. Weil diese Erfahrungen nicht selbstverständlich zur Lebenswirklichkeit junger Menschen gehören, beschreiben die meisten Schüler*innen ihre Praktikumszeit als sehr intensiv und nachdrücklich.

Aber lesen Sie selbst:

„Meine Erwartungen an das Sozialpraktikum waren nicht besonders hoch. Ich hatte mit schlechten Arbeitszeiten und einem langweiligen Job gerechnet. […] Das Praktikum hat allerdings einen Riesenspaß gemacht, ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht und würde es jederzeit wieder tun. Schade, dass es nur zwei Wochen ging. […] Zwei Wochen nach dem Praktikum bin ich auch freiwillig vorbeigegangen und habe die Menschen besucht.“

„Nach diesem Praktikum war ich wirklich froh, endlich wieder in die Schule zu können (!). Nicht, dass es mir dort nicht gefallen hätte, ganz im Gegenteil. Doch nachdem ich in vielen Berichten der vorherigen Jahre gelesen hatte, dass es in Altenheimen kaum etwas zu tun gab, wurde ich „enttäuscht“: Wenn ich nicht gerade meine Pause hatte, war ich prinzipiell immer auf den Beinen.“

„Ich habe die vielen kleinen Dinge des Lebens zu schätzen gelernt, welche in der Jugend als selbstverständlich angesehen werden und welche im Alter eine Besonderheit sein können. Wenn ich daran denke, dass manche Bewohner*innen über ein halbes Jahr nicht mehr außerhalb des Heims waren, kann ich nur mit dem Kopf schütteln und es macht mich nachdenklich.“

„Am letzten Tag des Praktikums machte ich sogar etwas, von dem ich nie geglaubt hätte, dass ich mir das zutrauen würde: Ich hielt allein – ohne Lehrer*innenbetreuung – mit einer Klasse (Anmerkung; der staatlichen Schule für Blinde und Sehbehinderte) eine Unterrichtsstunde in dem Musikzimmer ab!!!“

„Ich wusste gar nicht, dass man mit der älteren Generation so viel Spaß haben kann. Jede*r Bewohner*in hat ihre oder seine eigene Lebensgeschichte. Zum Teil habe ich schon viele gehört. Sei es vom 2. Weltkrieg, von irgendwelchen schlimmen Krankheiten oder von ihren Familien. Es kam mir vor, als würde ich Bücher lesen.“

Wie aus den Zitaten deutlich wird, lassen sich Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen außerhalb des Klassenzimmers am besten konkret in der Begegnung mit Menschen lernen. Die im Sozialpraktikum gemachten Erfahrungen nehmen die Schüler*innen dann in ihre spätere Berufswirklichkeit mit, wie auch immer diese aussehen wird.