Geschichte über Mobbing und Angst

Kinderstück mit brisantem Thema

Mittwoch, 31.07.2019

Mit einem ganz jungen Ensemble aus zehn Schauspielern der Klassen 5 bis 8 zeigte die Junge Bühne Bach in der Aula des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums das Stück „Angstmän“ nach dem bekannten Kinderbuch von Hartmut El Kurdi. Zum ersten Mal entschied man sich für ein Stück, das sich in erster Linie an jüngere Kinder ab etwa acht Jahren wendet. Das Thema allerdings reicht weit über diese Zielgruppe hinaus. Das Stück macht Ängste sichtbar und zeigt, wie Mobbing entsteht.

Als die neunjährige Jennifer überraschend allein zuhause bleiben muss, weil Mama im Nachtdienst einspringen muss, taucht von irgendwo aus dem Universum Angstmän auf. Und der hat noch mehr Angst als Mamas „großes Mädchen“.

Bedrohlicher Übeltäter taucht auf

Im Superman-Outfit mit großem A statt S, erklärt er panisch, dass ihm Pöbelmän wieder auf der Spur sei, der ihn schon seit Lichtjahren ärgere und verhaue. „Kein Wunder, dass man da lernschwach wird“ , ergänzt er lakonisch. Tatsächlich kreuzt der Übeltäter auf. Tapfer verweigert Jennifer die Auskunft über Angstmäns Schrankversteck und wird von Folter bedroht. Da fasst sie sich ein Herz und schickt die übelsten Beleidigungen hin zu dem dauerfutternden „Fettsack“. Schließlich stellt sich heraus, dass Pöbelmans Körperfülle ihn selbst zum Opfer von Hänseleien gemacht hatte, bevor er den Spieß umdrehte. Am Schluss tun sich Angst- und Pöbelmän zusammen, reisen per Teleporter zu einem neuen Planeten und Jennifer berichtet der ungläubigen Mutter von der Nacht, als sie allein zuhause war.

Die Schüler setzten unter Leitung von Anabel Heiden und Oliver Stoltz das wunderbare, von trockenem Witz geprägte Stück temporeich in Szene. Die Regisseure hatten die drei Rollen auf zehn Schauspieler verteilt, die ihre Sache, angesichts der erst kurzen Bühnenerfahrung hervorragend machten. Die guten Gags des Textes zündeten.

Verblüffend souverän gab Max Brückner den coolen Pöbelman I, dem man zwar die Körperfülle nicht wirklich abnehmen konnte. Seine Folterdrohungen nach bester Actionthriller-Manier „Ich brech Dir die Beine“, mochte man jedoch nicht in Zweifel ziehen. Glücklicherweise quälte er dann nur mit selbstverfassten, hundertprozentig unlustigen Witzen. Überzeugend kleinlaut zeigte später Pöbelman 2 alias Christoph Ziegler, mit welchen Sprüchen das Unheil bei ihm seinen Anfang genommen hatte, als Kumpels etwa lästerten: „Ich will nicht mehr leben, setz Dich auf mich drauf.“

Projekt unterstützt

Viel Applaus gab es von den Zuschauern, unter denen sich auch die Eltern der Jungschauspieler einfanden, die im Vorfeld das Projekt vielfältig unterstützt hatten. Anabel Heiden berichtete, dass es heute angesichts G8 schwierig sei, die Kinder zu solch arbeitsintensiven AGs zu motivieren. „Wir haben einschließlich der Einführung in die Theatererziehung rund ein Jahr mit dem Stück verbracht.“ Sie fährt fort: „Viele trauen sich nicht und haben Angst sich zum Affen zu machen. Heute sind die Kinder von Fernsehen und Internet geprägt und wollen deshalb vor allem eines: gut aussehen. Das geht im Theater eben nicht immer.“

Froh ist sie daher um alle, die dabei geblieben sind und eine tolle Premiere gespielt haben. Nach den drei Aufführungen am Bach überlegt sie nun, das Stück im nächsten Schuljahr vor Grundschülern zu zeigen.

Mannheimer Morgen, 31.07.2019

Geschichte über Mobbing und Angst

VeröffentlichungMittwoch, 31.07.2019

KategorienAlle Artikel, Junge Bühne Bach, Theater