Lauter Aufruf zur “Wahlrettung”

Oberbürgermeister-Wahl – Schüler des Bach-Gymnasiums machen mit “flashmob” Werbung für die Stimmabgabe

Samstag, 04.07.2015

Die meisten Strandbad-Gäste haben sich in den Schatten verzogen, als plötzlich die Stimme von Leyla Djemai aus dem Megafon dröhnt: “Die Wahlen sind vom Aussterben bedroht”, ruft die Schülerin. Und: “Macht Mannheim zu einer wahlfreundlichen Stadt!”

Die Jugend sei politikverdrossen, heißt es oft. Das mag für viele Jugendliche stimmen, für die Schüler des Politik-Neigungskurses am Bach-Gymnasium aber bestimmt nicht. Während ihre Mitschüler hitzefrei haben, nutzen sie den späten Freitagvormittag mit ihren Lehrern Andrea Stephan und Kai Grunwald für einen “Flashmob”: Am Strandbad rücken sie mit Megafon und Transparenten an. “Rettet die Wahlen!”, ruft Leyla Djemai. Die Anspielung auf die bedrohten Meeressäuger ohne “h” ist dabei natürlich Absicht. Man habe sich diese Aktion recht spontan ausgedacht, erklärt Lehrerin Anja Stephan. Deswegen wurde es leider auch nichts mehr mit dem großen, aufblasbaren Gummi-Wal, der die Aktion eigentlich begleiten sollte.

Die Besucherzahl ist noch überschaubar, als die Bach-Schüler ihre “Wahlrettungsaktion” beginnen. Doch wer da ist, reckt den Hals. Ob sie etwa eine Wahlempfehlung abgeben wollen, fragt eine Dame vom Balkon des Strandbad-Restaurants hinab. Das mache man nicht, erklären die Jugendlichen darauf. Es gehe ihnen nur darum, dass die Leute überhaupt wählen gehen. “Super!”, ruft die Frau daraufhin, “für unsere Demokratie!”

Was die Werbung fürs Wählen angeht, haben die Elftklässler des Bach-Gymnasiums inzwischen Erfahrung. Vor einigen Wochen hatten sie auch eine große Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten für Jugendliche im Capitol organisiert. Und auch vor dem ersten Wahlgang waren sie schon auf der Straße unterwegs – auf der Vogelstang.

Dort steckten sie Wahlaufrufe in Briefkästen und suchten das Gespräch mit den Anwohnern. Nicht jeder habe sich für das Thema interessiert, aber die meisten hätten es dann doch gut gefunden, dass die Jugendlichen sich einsetzen. “Mit manchen Menschen haben wir auch diskutiert oder über die Programme der Kandidaten gesprochen”, erzählt Ella Gierß. Natürlich immer mit der gebotenen Neutralität. “Sie haben das gut gemacht”, findet Andrea Stephan. “Sie haben einfach erklärt, welcher Kandidat für welche Themen besonders steht.”

Unterwegs war die Lehrerin mit anderen Schülern auch schon am Donnerstag. Da malten sie mit Kreide Kreise auf die Straße im Neckarauer Ortskern – ein Aufruf, am Sonntag ebenfalls sein Kreuzchen zu machen. Und auch dort habe es interessante Situationen gegeben, erzählt Andrea Stephan. Eine Eiscafé-Besucherin habe sich zum Beispiel über das laute Megafon aufgeregt, dann aber hätten andere Besucher gesagt, dass sie die Aktion toll finden. Eine Diskussion im Straßencafé.

Ob das alles etwas bewirkt? Die Schüler sind zumindest überzeugt, dass sie vor allem in einer Gruppe einige zum Wählen animieren konnten: bei den Gleichaltrigen nämlich.

Lauter Aufruf zur “Wahlrettung”

VeröffentlichungSamstag, 04.07.2015

KategorienAlle Artikel, Schüler machen Politik