Neunter Augenschmaus

Starke kreative Kräfte am Werk

Freitag, 26.02.2016

Über 200 Kunstwerke von rund ebenso vielen jungen Künstlern zieren die evangelische Matthäuskirche: Schüler aller Klassenstufen zeigen Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Druckgrafik, Skulpturen und Objekte. Zur Vernissage des neunten Augenschmaus begrüßte Schulleiter Dr. Matthias Raden die Gäste in der fast vollständig besetzten Matthäuskirche. Der Augenschmaus-Eröffnung ging, wie stets, ein Ohrenschmaus voran: Die Violinistin Anna Merz aus der 12. Klasse sowie die Querflötistin Jasmin Reith aus der zehnten Klasse spielten zur Einstimmung jeweils klassische Stücke mit Klavierbegleitung. Danach hatten die Kunst-Schüler das Wort. Vor ihren Werken stehend erläuterten sie Aufgabenstellung und Herangehensweise bei ihrem kreativen Schaffen im aktuellen und zum Teil im vergangenen Schuljahr.

Käfer, Katzen und Giraffen

Die Unterstufenschüler beschäftigen sich vorwiegend farbenfroh auf dem Gebiet der Fauna und Flora mit Malerei, Druck und Skulptur. Sie malen mit Wasserfarben Hühner, drucken Blätter ab, schneiden aus Linoleum Insekten, formen aus Pappmaché Katzen, Giraffen oder Kühe und fertigen bauchige Keramikgefäße in Enten-, Maus- und Elefantengestalt, was sich als äußerst diffizil herausstellt, wenn dann das Wasser durch den Rüssel laufen soll.

Auch an die Architektur werden die Schüler herangeführt. Ihre Aufgabe war die Neugestaltung des Eingangs im Johannes-Calvin-Haus in Neckarau, die sie mit Modellen in Sperrholzkästchen lösten.

In der Mittelstufe beschäftigte man sich diesmal ebenfalls mit Drucktechniken. So nutzte die Klasse 10e ein zweiteiliges, jeweils rund fünf Meter hohes Banner mit einer Copy Collage aus dem Text des Gleichnisses vom Weinstock und Bildmotiven. Es war zur Begrüßung Dr. Radens als neuem Schulleiter im Jahr 2000 geschaffen worden. Zum Ende seiner Amtszeit in diesem Schuljahr hat die Klasse diese Rolle nun hervorgeholt und seriell mit eigens geschnittenen Linol-Schmetterlingen und -käfern bedruckt.

Viel Spaß am künstlerischen Gestalten und viel Talent zeigt die fünfzehnjährige Neuntklässlerin Emma Rumpf, die gleich mit drei unterschiedlichen Werken vertreten war, darunter eine Zeichnung, ein Acrylgemälde und ein Objekt zum Thema „Verwunschene Bücher“. Hier modellierte sie aus Pappmaché einen Indianer zu Pferde und umhüllte den Reiter, der quasi aus dem Buch „Winnetou“ emporsteigt, per Serviettentechnik mit den herausgerissenen Seiten.

Weiterhin zu sehen gab es Collagen und Zeichnungen, die dann in der Oberstufe großen Raum einnehmen. So berichtete Giulio Sudano aus der 11. Klasse über die Problematik des Selbstporträts mit Hilfe eines Spiegels: „Man muss die ganze Zeit in den Spiegel schauen und kann nur kurz aufs Blatt blicken. Es ist schwierig, das dreidimensionale Gesicht möglichst realistisch auf das zweidimensionale Papier zu bekommen, dafür muss man dann die Schatten setzen“. Über die Bedeutung der Schraffur sprachen auch die Schülerinnen, die ihre Zeichnungen zum Thema „Mein persönliches Still-Leben“ ausstellten. Neben Stiftemäppchen, Teddybär, Turnschuh und Kosmetikutensilien sollte noch ein kleines Selbstbildnis integriert sein. Herausragende Leistungen zeigten wieder die Schüler des vierstündigen Kunstkurses aus der zwölften Klasse, die die abstrakten Themen Angst und Flucht im malerischen Stil mit Acrylfarben umsetzten, sowie die Teilnehmer der Kunst-AG, die „Meine Hand – einen Gegenstand haltend“ zeichneten.

„Hier macht sich“, so Kunstlehrerin Nicole Grimm, „unsere Aufbauarbeit von der Unterstufe an bemerkbar. Wir haben das Glück, an unserer Schule Kunst- und Werken-Unterricht anbieten zu können, da machen wir die Schüler frühzeitig mit den Techniken vertraut und in der Oberstufe kann man dann aus diesen Fertigkeiten schöpfen.“ Sie freut sich nun auf die neuen I-pads für die Bildbearbeitung, Fotografie und Videokunst.

Ihre Anschaffung hatte Dr. Raden bei der Begrüßung angekündigt. 2016, im sechzigsten Jahr des Bestehens des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums, müsse man auf die Veränderungen des digitalen Zeitalters reagieren. Nicht unerwähnt ließ er dabei, dass man über Spenden dafür sehr froh wäre. Dankenswerterweise unterstütze der Förderverein diese Investition bereits zur Hälfte.

Neunter Augenschmaus

VeröffentlichungFreitag, 26.02.2016

KategorienAlle Artikel, Augenschmaus, Kunst und Werken