Mal kurz Berliner Luft schnuppern
Politik-Leistungskurse auf Stippvisite in der Hauptstadt
Donnerstag, 30.01.2020
Am frühen Morgen des 30.01.2020 brachen 22 schlaftrunkene Schüler*innen der beiden Politik-Leistungskurse KS2 und KS1 gemeinsam mit Frau Stephan, Frau Schwenker und Herrn Fögele zu einem zweitägigen Kurztrip nach Berlin auf.
Dort angekommen machten wir zunächst einen Abstecher in das neu eröffnete Museum „Futurium“, wo wir uns interaktiv und kreativ mit den verschiedensten globalen Zukunftstrends und -szenarien beschäftigten. Nach Bezug unserer Unterkunft ging es nach Kreuzberg zum „Kotti“, dem berühmt-berüchtigten an der Haltestelle „Kottbusser Tor“ gelegenen Platz. Über den Kotti kursieren viele Schauergeschichten. Und tatsächlich wird er von der Polizei als „kriminalitätsbelasteter Ort“ eingestuft, an dem es eine – von den städtischen Behörden mal mehr, mal weniger geduldete – offene Drogenszene gibt. Er ist vor allem aber ein ganz normales Wohnviertel, das Junge und Alte, Familien und Singles, Deutsche und Nichtdeutsche, Auto- und Radfahrer miteinander teilen.
Wie die Lebensumstände in diesem spannenden, heterogenen Stadtteil aussehen und wo sie verbessert werden könnten, das wollten wir uns einmal aus unterschiedlichen Blickwinkeln anschauen. Nachdem wir uns zunächst einen optischen Eindruck verschafften und auf Plakaten Ideen für infrastrukturelle Veränderungen sammelten (die Bereitschaftspolizisten vor Ort vermuteten zunächst eine illegale Demo – ein Verdacht, den wir glücklicherweise schnell entkräften konnten), teilte uns Herr Fögele in fünf Gruppen ein: Gemüseladenverkäufer, Radfahrer, Familien mit Kindern, Polizisten und Obdachlose. Aus deren Perspektive heraus erkundeten wir zu Fuß die Umgebung, machten Gutes und Schlechtes aus und sprachen Vertreter der jeweiligen Personengruppen persönlich an.
Überrascht und berührt waren wir davon, wie offen und unkompliziert uns die Menschen Auskunft gaben: Der Vater mit seinen zwei kleinen Jungs, die sich mehr und besser ausgebaute Radwege wünschen. Die spanischsprachige Obdachlose, die weder vernünftiges Schuhwerk noch eine gute Decke hat und froh ist, wenn ihr jemand sein Busticket überlässt, damit sie sich bei nächtlichen Busfahrten aufwärmen kann. Die erfahrenen, aber keineswegs abgebrühten Polizisten, die sich allesamt freiwillig zum Bereitschaftsdienst gemeldet haben und jederzeit ansprechbar für die Menschen vor Ort sind. Besonders die Unterhaltung mit ihnen war hochinteressant und vermittelte uns spannende Einblicke. Und so gab es beim anschließenden Abendessen in einem marokkanischen Restaurant genügend Gesprächsanlässe.
Das Programm des zweiten Tages begann mit einer Fahrt zum Bundestag, wo wir nach der Plenumseröffnung durch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble eine 45-minütige Debatte zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik verfolgten, inklusive Auftaktrede von Außenminister Heiko Maas. Im Anschluss lud uns der Mannheimer Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel zu einem einstündigen Gespräch ein, in dem wir ihn mit Fragen löchern durften, viel über die parlamentarische Arbeit und den Alltag eines Abgeordneten erfuhren und – durchaus kontrovers – über aktuelle Themen diskutierten.
Nach einem leckeren Mittagessen in der Kantine des Paul-Löbe-Hauses hatten wir dann noch die Möglichkeit, mit einem Referenten des Bundesfamilienministeriums zu sprechen, der uns viel über die Arbeit an Gesetzesinitiativen und die Abläufe in einem Ministerium erzählen konnte.
Die verbleibenden zwei freien Stunden nutzten einige für einen Besuch der Hackeschen Höfe, andere für einen Abstecher zum Prenzlauer Berg. Gegen Abend ging es dann für die Hälfte der Gruppe nach Mannheim zurück, während die andere Hälfte den folgenden Samstag nutzte, um noch privat einen gemeinsamen Tag in Berlin zu genießen.
Denise, Marisa, Elena und Max (KS1)
Mal kurz Berliner Luft schnuppern
VeröffentlichungDonnerstag, 30.01.2020
KategorienAlle Artikel, Exkursionen, Schüler machen Politik