Oh, Calpurnia…!

Montag, 22.11.2021

Die Briefe von Plinius dem Jüngeren, so benannt, um ihn von seinem Onkel, Plinius dem Älteren, zu unterscheiden, sind nun auch nicht mehr die jüngsten. Umso interessanter ist es, dass die Gefühlswelt eines Römers des ersten und zweiten Jahrhunderts nach Christus sich von grundlegenden Gefühlen unserer Zeit nicht wesentlich unterscheidet.

In einem Brief an seine Frau Calpurnia berichtet er ihr, wie sehr er sie vermisst. Ihre Briefe trösten ihn, quälen ihn aber auch, da er sie beim Lesen umso mehr vermisst.

Schüler*innen der Klasse 10a haben diesen Brief in kleine Gedichte umgewandelt, die Plinius‘ Gefühle in ihren eigenen Worten beschreiben. Schöne kleine Verse sind entstanden, sie können auf folgendem Padlet angeschaut werden: https://padlet.com/pagel15/y8uk4l6nudx7fc3a .

Besonders hervorheben möchte ich den sehr gelungenen Versuch eines Schülers, der zusätzlich zu seinem deutschen Gedicht auch eines in Latein verfasst hat.

Hier die lateinische Variante und das Gedicht, das die Schüler*innen selbst als ihr Lieblingsgedicht ausgewählt haben:

 

Tuis epistulis scio te me desiderare,
Solum mei libri te possunt delectare.
Cognosco hunc dolorem, sed felix sum
Si iis libris tuae lacrimae minores sunt tum.

Tuas litteras amo, lego maximo amore.
Tamen video hoc, quod abest, maerore.
Spero tuos nuntios cum his verbis dulcibus,
Quamquam hos legam lacrimis et exultationibus. (David Kilkowski)

 

O meine Calpurnia, wo auch immer du bist,
Ich will, dass du weißt, dass dich dein Plinius vermisst.
Vergeblich schau ich jede Nacht in die Sterne,
Und hoffe, dass auch du in der Ferne
Vielleicht zum selben Stern wie ich hoch siehst,
Oder auch mal mein kleines Büchlein liest. 

Doch nicht nur das kann uns verbinden,
Neue Wege werden wir finden,
Dem anderen alles mitzuteilen,
Denn es wird schwerer, ohne dich zu verweilen. 

Bevor ich hier noch zu viel Worte verrenke,
Wollt ich dir noch sagen, dass ich an dich denke.
Dass ich dich liebe, wie es kein anderer vermag.
Plinius wünscht noch einen schönen Tag. (Katharina Nürnberger).

Oh, Calpurnia…!

VeröffentlichungMontag, 22.11.2021

KategorienAlle Artikel, Latein