Roboter aus Muskelzellen und Gehirne in der Petrischale – Was darf Biotechnologie?

Bericht vom Besuch der Schüler*innen-Vorlesung der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Heidelberg am 08.02.24

Donnerstag, 08.02.2024

Begleitet von Schulpfarrer Johannes Heck und Amelie Mieg machte sich am Donnerstag vor den Faschingsferien eine rund 30-köpfige Gruppe von Schüler*innen des J.S.Bach-Gymnasiums auf den Weg nach Heidelberg, um Hochschulluft zu schnuppern. Von den Erfahrungen berichten im Folgenden Aaron Jung (über die Vorlesung) sowie Jana David und Mariella Schäfer (über die anschließende Fakultätsführung).

Nach einer Begrüßung aller Schulen durch Juliane Kleibert übergibt diese sogleich das Wort an Prof. Dr. Thorsten Moos, Professor für Systematische Theologie. Nach einer kurzen Erläuterung zum Aufbau der Vorlesung beginnt Moos mit dem ersten Thema: Kakerlaken-Roboter. Nachdem dem Saal kurz Zeit gegeben wurde, um sich darauf einzustellen, folgen Bilder von Kakerlaken, welche eine Art Miniatur-Mainboard auf dem Rücken tragen. Die Bilder sind einer Webseite entnommen, welche diese für den alltäglichen Verbraucher erwerblich macht. Sie wurden mit dem Hauptziel entwickelt, nach Erdbeben Suchtrupps zu unterstützen, indem sie in Lücken gesteuert werden, welche vom Menschen nicht einsehbar sind.  Nach einer kurzen Runde an Wortmeldungen im Plenum zum Thema, wer sich so ein Teil kaufen würde und wenn ja bzw. nein warum bzw. warum nicht, geht es auch schon zum nächsten Thema: Biohybride Systeme bzw. Roboter aus Muskelzellen.
Prof. Moos berichtet von einem Versuch, in dem von Grund auf künstliche Rochen designt wurden mit einem Körper aus Plastik und einem Skelett aus Gold. An der Unterseite wurden dann „echte“, von Ratten entnommene, Muskelzellen angesetzt. Die Muskelzellen werden durch Licht stimuliert und somit war es möglich die Schwimmbewegung von Rochen im Originalen nachzubilden. Im Folgendem war es dann die Aufgabe der Besucher*innen sich in Kleingruppen eigene biohybride Systeme auszudenken. Daraus resultierten Ideen zur Krebsbekämpfung, Bienenergänzungen und noch einige mehr. Im Allgemeinen waren die meisten Ideen sehr nah beieinander und beinhalteten die Lösung eines ökologischen oder gesundheitlichen Problems.
Abgerundet wurde der Block mit einer Diskussion des Plenums über die Frage, wann ein Lebewesen ein Lebewesen ist und ob biohybride Systeme Lebewesen sind. An dieser Stelle wurden dann ethische Fragestellungen und Argumentationen erstmalig greifbar.
Der letzte Themenblock befasste sich mit Gehirnen aus der Petrischale. Schon 2019 schafften Wissenschaftler es ein neuronales Netzwerk zu züchten, welches sich selbstständig entwickelte und eine eigene Ordnung von Signalen bildete, welche vergleichbar mit der Hirnaktivität eines frühgeborenen Babys sind. 2022 wurde einem solchen neuronalen Netzwerk dann das Spiel „Pong“ über elektrische Signale gezeigt und daraufhin erlernte das „Gehirn“ dieses Spiel. Abschließend wurde das Projekt „Neuralink“ von Elon Musk vorgestellt, was im Grunde nichts anderes als eine Schnittstelle zum menschlichen Gehirn ist, die eine direkte Kommunikation zwischen Gehirn und Computersystemen ermöglicht. Im Zuge dessen stellte Prof. Dr. Moos dem Plenum die Frage, wer sich einen Chip wie den von „Neuralink“ implantieren lassen würde. Das Ergebnis war durchwachsen, es ließ sich jedoch ein angeregtes Diskussionsklima in kleineren Gruppen beobachten.
Alle diese Themen waren zunächst einmal nur biologischer Natur, jedoch verstand es Prof. Dr. Moos die Antworten und Fragen des Plenums aufzunehmen und einen theologischen bzw. ethischen Bezug herzustellen und einen somit zum tieferen Denken anzuregen. Er brachte diese doch recht komplexen Themen auf eine zugängliche Ebene, sodass einem die Chance geboten wurde, Aspekte aus den Blöcken aufzubrechen und diese auf seine eigene Einstellung zur Welt und der Wissenschaft zu übertragen.

Im Anschluss an die Vorlesung konnten interessierte Schüler*innen eine Fakultätsführung erhalten. Dazu ging es zunächst von der Neuen Universität zurück zu den Gebäuden der evangelisch-theologischen Fakultät unterhalb des Heidelberger Schlosses.

Wir wurden dort herzlich empfangen und in Kleingruppen aufgeteilt. Unsere Gruppe hat im Fachschaftsraum begonnen, ein Raum mit einer Sitzecke und einer kleinen Küche, der den Studierenden der Theologie zu Verfügung steht. Die „Fachschaft” vertritt die Interessen der Studierenden an der Fakultät und ist in etwa vergleichbar mit der VAS an unserer Schule. Die anwesenden Mitglieder der Fachschaft haben uns etwas über das Studium erzählt und unsere Fragen beantwortet.

Danach wurden uns das Dekanat, das Ökumenische Institut und das Studentenwohnheim kurz gezeigt, woraufhin wir auch schon zur Bibliotheksführung kamen, dem letzten Punkt des Tages. Wir wurden dort von Frau Richter-Schmidt, einer Mitarbeiterin, in Empfang genommen und durch die vier Etagen der Fakultätsbibliothek geführt. Sie konnte uns viele spannende Fakten nennen und sogar passende Buchbeispiele zu unserem Vortrag zeigen.

Alle Interessierten konnten danach noch bleiben und sich ihre restlichen Fragen zu „himmlischen Berufen“ beantworten lassen. Die Führung konnte uns viele interessante Einblicke geben und einen Eindruck vom Studentenleben in Heidelberg vermitteln. Uns hat die Veranstaltung sehr gut gefallen und für unseren zukünftigen Weg auf jeden Fall inspiriert.

Roboter aus Muskelzellen und Gehirne in der Petrischale – Was darf Biotechnologie?

VeröffentlichungDonnerstag, 08.02.2024

KategorienAlle Artikel, Exkursionen, Naturwissenschaften