Schüler fragen: „Wie fair kauft unsere Stadt?“

Öko-Projekt – Stadtvertreter erklärt Jugendlichen des Bach-Gymnasiums das Einkaufsverhalten – Workshop über Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Verbrauch

 

Mannheimer Morgen am Dienstag, 25.02.2020

„Was glaubt ihr, wie viel Blatt Papier die Stadt im Jahr verbraucht?“, fragt Bernd Götz, Fachbereichsleiter für Baurecht, Bauverwaltung und Denkmalschutz die Klasse 9e des Bach-Gymnasiums. „So um die sechs Millionen?“, schätzt einer der Jungen. „Nicht ganz“, sagt Götz. Es seien 44 Millionen – und damit zwei Millionen weniger als im Jahr zuvor. „Und wir drucken auf 100 Prozent Recyclingpapier“, präsentiert Götz den Umgang der Stadt mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Er hält diesen Vortrag im Rahmen eines Workshops mit dem Thema „Wie fair kauft unsere Stadt?“, angeboten von der Initiative „Fair macht Schule!“ des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Würtemberg (DEAB). Der Workshop ist die Belohnung für das Engagement einer Gruppe von Schülerinnen: „Wir haben einen Film gedreht – also eigentlich erst etwas ganz anderes. Aber dann kam unsere Deutschlehrerin und meinte: Macht doch was über den Fairtrade-Laden bei uns an der Schule!“ Dieses Video kam so gut an, dass die ganze Klasse nun einen Einblick in die Arbeit der Stadtverwaltung bekam.

Ökostrom und Recyclingpapier

Bernd Götz empfing die Jugendlichen im Collini-Center, um ihnen aktuelle Projekte vorzustellen und zu erklären, wie Entscheidungen bei der Stadt getroffen werden. Selbst bei Themen wie der „berühmten Bedarfsstellung“, dem Vergaberecht oder Gebietskörperschaften blieben die Schüler aufmerksam und konzentriert. Das zeigte sich auch bei der anschließenden Diskussion: „Warum hat man vor acht Jahren noch das Kohlekraftwerk ausgebaut? Wo kommt der Müll aus der Stadt hin? Warum ist die Baustelle in unserer Nachbarschaft schon seit acht Jahren da?“ Ungläubig staunten die Schüler, als sie hörten, dass die Stadt von 2020 bis 2023 ungefähr 15 Millionen Euro für eine hundertprozentige Ökostrom–Auslastung investieren will. Auch als die Jugendlichen erfuhren, dass der Bau des technischen Rathauses 70 Millionen Euro kosten soll, tuschelten die Mädchen und Jungen aufgeregt miteinander. Solche Summen waren neu für die Schüler des Bach-Gymnasiums.

Angeregte Diskussion

„Es ist immer ein Dilemma, Nachhaltigkeit und alle anderen Aspekte bei neuen Projekten unter einen Hut zu bekommen“, erklärte Götz zu den Kosten. Doch der Stadtvertreter wollte auch keine zu großen Versprechen machen: „Fairtrade ist nach wie vor keine Selbstverständlichkeit.“

Der Schritt hin zu 100 Prozent Ökostrom und 100 Prozent Recyclingpapier kam besonders gut an bei der Fridays for Future-Generation. Die DEAB-Referenten waren schon einen Tag vor dem Treffen in der Klasse. Statt Unterricht gab es eine Vorbereitung auf die Fragerunde. „Es geht uns darum, den Kindern Themen wie fairen Handel oder Produktionsbedingungen in anderen Ländern zu veranschaulichen“, sagt Referentin Elizabeth Gwashavanhu. Ihre Initiative wird vom Land gefördert und richtet sich an Jugendliche ab der achten Klasse.

Bei denen rennen sie oftmals offene Türen ein: „Also mindestens zehn von uns waren schon bei Fridays for Future, ich auch einmal. Es ist gut, dass wir auch etwas aufgeben, um für unsere Anliegen einzustehen. Nicht jeder will ja einfach nur Schule schwänzen“, sagt eine Schülerin der Klasse 9e.

Schüler fragen: „Wie fair kauft unsere Stadt?“

VeröffentlichungDienstag, 25.02.2020

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