Videokonferenz der Tiere
Dichtertreffen in einträchtiger Vielfalt
Dienstag, 25.05.2021
EU-Gipfel schufen bislang unter den 28 Teilnehmenden nur selten Einstimmigkeit, gipfelten häufig eher in Zwietracht, jüngst gar in einem Exit. Im Zeichen von Vielstimmigkeit und Eintracht hingegen stand ein von der Klasse 5e organisiertes Gipfeltreffen der Tiere. „Familienverbindend! Tierwohlwollend! Divers! Interkontinental! Inspirierend!“, attestierte hinterher die Kritik.
Am 12. Mai 2021 hatte die 5e ihre Eltern, Geschwister und Lehrkräfte zu diesem besonderen lyrischen Event geladen. Dutzende Tiere verschiedenster Gattungen, Genesen, Geschlechter und Größen hatten sich zu einem virtuellen Gedichteabend eingefunden, um ihr poetisches Können zum Besten zu geben. Da parlierten Löwe und Maus, Nas(s)- und Trockenhorn, Huhn und Karpfen mit- und krabbelten Kakerlaken, Ameisen und Feuersalamander umeinander, überwanden Eulen und Uhu ihre Kamerascheu, bequemte sich das Faultier und schwamm der Hai herbei, klopfte der Specht an und war sich auch die Made nicht zu schade. Die Kuh stattete dem Schwalbennest einen Besuch ab, Elefanten küssten sich, das Wiesel konnte seinen Sinn für Ästhetik ausleben und sogar ein Ballettofant und ein Flügelflagel wurden gesichtet.
Sprachbarrieren waren kein Problem: Vorgetragen wurden die Tiergedichte durch die geschulten Referent*innen der 5e, die sich intensiv auf ihre abwechslungsreichen Darbietungen vorbereitet hatten. Manche hatten sogar selbst ein Tiergedicht verfasst. Schon nach dem ersten Vortrag – einer Gemeinschaftsinterpretation von Ernst Jandls „Ottos Mops“ – war zu beobachten, wie sich Familien und Haustiere vor den heimischen Bildschirmen vom Sofa erhoben und mit Fingern respektive Pfoten das Applaus-Symbol auf Teams anklickten.
Die 5e hielt die Spannungskurve in den folgenden 45 Minuten mit Bravour und ohne größere technische Pannen, nicht zuletzt dank der humorvollen Moderation von Franka Held und Benjamin Gruß. Und so freuten sich Publikum wie Veranstalter*innen über diese tierisch kurzweilige Abwechslung im mittlerweile fünften Lockdown-Monat.
Andrea Schwenker