Wie Schüler in Mannheim-Neckarau gemeinsam ein Theaterstück schreiben und aufführen

Jugendliche von der Jungen Bühne Bach im Mannheimer Stadtteil Neckarau haben mit ihrer Lehrerin Julia Scharfenstein ein Theaterstück geschrieben und aufgeführt. Um was es ging und warum das Stück so erfolgreich war.

Mannheim.

Dr. von Gaatz ist außer sich. Superhelden ohne Superkraft, das hat es auf der World Saver Academy noch nie gegeben. Und dann soll er auch noch eine Assistentin bekommen, eine „Co–Direktorin ohne Superkräfte, aber mit Ideologie.“ Ihm bleibt keine Wahl, massive Krisen und Probleme plagen die Welt und alle fragen sich: „Wo bleiben die Superhelden?“. So finden sich am Ende des strengen Auswahlverfahrens neun Schülerinnen und Schüler zusammen, die sich auf der World Saver Academy beweisen dürfen.

Selbstgeschriebenes Stück

Dabei ist beispielsweise Zoé, die so stark ist, dass sie ein Auto stemmen kann, oder Flash, die die Zeit für drei Sekunden verlangsamen kann, aber auch Jack und Maxi, die keine Superkräfte besitzen und trotzdem für die World Saver Academy zugelassen worden sind. Es entwickelt sich eine Zwei–Klassen–Gesellschaft, in der die Kinder dazu genötigt sind, verschiedenfarbige T–Shirts zu tragen: türkis für diejenigen mit Superkraft, blau für die Schülerinnen und Schüler ohne besondere Begabung.

Über drei Abende hinweg stellte die Junge Bühne Bach kurz vor den Sommerferien ihr eigens ausgedachtes Theaterstück „Need a Hero“ vor. Die Leiterin der Theater–AG und Regisseurin des Stücks, Julia Scharfenstein, wollte vor allem die große Leistung der Schülerinnen und Schüler herausstellen: „Die Schüler haben sehr hart gearbeitet und viele eigene Ideen und Texte eingebracht und sich wahnsinnig viel getraut.“ Die Lehrerin spielte damit vor allem auf die Gesänge an, die während des Theater–Stücks aufgeführt wurden.

Gefühle verarbeitet in Rap–Songs

Im Zwiespalt mit sich selbst berät sich der junge Jack, gespielt von Mateo Mattekat, mit seinem „Licht“ und seinem „Schatten“, gespielt von Valentina Kaiser und Elena Schneider, und verarbeitet seine Gefühle in einem Rap–Song. Die Regisseurin dazu: „Die Kinder haben sich die Texte und auch die Sounds selbst ausgedacht.“ Zusammen mit dem Theaterpädagogen Jeremy Heiß fanden sich die Schauspieler seit Februar dieses Jahres zusammen und komponierten Songs mit dazugehörigen Texten.
Die Idee für die Geschichte reifte indessen schon seit Dezember. In Gruppen dachten sich die Teilnehmer der Theater–AG die Charakterzüge der Figuren und deren Superkräfte im Rahmen von Textwerkstätten aus. Julia Scharfenstein war dabei wichtig, alle 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Theater–AG in das Stück miteinzubeziehen. So war über das gesamte Stück keine Hauptfigur auszumachen, jede Figur hatte ihre eigene Geschichte zu erzählen, von der Schülerin Scarlet, die einer Superhelden–Familie entstammt, aber eigentlich keine Superheldin werden möchte, über Nemo, der seine Schwester verloren hat, bis hin zu Sergei, der auch aus einer Superhelden–Familie kommt, aber vermeintlich keine Superkraft besitzt.

Fortsetzung im nächsten Jahr

Die Rollen der Schülerinnen und Schüler waren dabei doppelt besetzt. Auf diese Weise sollte ein Heranwachsen der Figuren simuliert werden, gleichzeitig bekamen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den von ihnen gespielten Figuren ihren eigenen Stil zu geben. Nicht getauscht wurden dabei die Rollen der Direktoren der World Saver Academy. Sophie Duckart, die die Rolle der Co–Direktorin Professorin Martha März gab, hatte als scheinbar normale Lehrerin vor allem für die Schüler ohne Superheldenkraft ein offenes Ohr. Felix Schöner als Dr. Gerrit von Gaatz hingegen zeigte sich in seiner Rolle als hochnäsiger und verachtender Leiter der World Saver Academy voll in seinem Element
und plante einen Komplott gegen alle Personen ohne Superkraft. Zur Abschlussprüfung bestellte er die Dunkeldämonen an die World Saver Academy, die den Schülern ohne Superkraft zum Verhängnis werden sollten und auch Prof. März als Ziel ausgemacht hatten. Mit vereinten Kräften wuchsen die Superhelden schließlich alle über sich hinaus und konnten die Dunkeldämonen besiegen.

Im Anschluss an die gelungene letzte Aufführung gab es für die Schauspieler Cola und Pizza. Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Stück geben, das die Theater–AG gemeinsam erarbeiten und am Ende des Schuljahres aufführen wird.

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